Corona-Restriktionen treffen Modehandel

15.06.2020 - Seit dem 9. Juni befindet sich Bonita in einem Schutzschirmverfahren.

Der Filialist für Damenoberbekleidung ist damit, gemessen an der Zahl der Geschäfte, die bisher größte Insolvenz im Modebereich seit Ausbruch der Corona-Krise. Bonita betreibt insgesamt 676 Filialen, davon allein 571 in Deutschland. Dem Antrag ging eine vergebliche Bemühung um eine Staatsbürgschaft voraus. Die Schwestergesellschaft Tom Tailor hat vom Bund sowie den Ländern Hamburg und Nordrhein-Westfalen einen Betriebsmittelkredit in Höhe von 100 Mio. Euro gewilligt bekommen. Somit konnte ein Insolvenzverfahren des Modefilialisten, der rund 150 Läden in Deutschland betreibt, abgewendet werden.

Bereits 2018 kündigte das Management von Bonita einen Sanierungskurs an, der nun konsequent fortgesetzt werden soll. Sämtliche Geschäftsprozesse und Kostenstrukturen werden intern geprüft. Die Geschäftsführer Karsten Oberheide und Aldo Spaanjaars bleiben weiterhin im Amt, werden jedoch zusätzlich von einem Team von Rechtsanwälten unterstützt. Hohe Priorität haben Gespräche mit den Vermietern der betriebenen Standorte. Entsprechend kann davon ausgegangen werden, dass ein Teil der Sanierungsstrategie auch im Schließen von schwachen Filialen besteht.

Die coronabedingte sechswöchige Schließung der Läden trifft auch die Gesellschaft LPP Deutschland hart, die in Deutschland 19 Modeläden der Marke Reserved betreibt. Während der Betreib in den Filialen sowie den fünf Onlineshops regulär weiterläuft, befindet sich die Gesellschaft ebenfalls seit dem 9. Juni in einem Schutzschirmverfahren. Die Strategie von Reserved besteht seit der ersten Ladeneröffnung im Jahr 2014 im Besetzen von Standorten in Bestlage. Damit ist jedoch auch die Inkaufnahme von hohen Mieten verbunden. Bei der Geschäftsführung ist man von dieser Strategie weiterhin überzeugt und das Halten möglichst aller Filialen ist das erklärte Ziel. Das hängt jedoch nicht unwesentlich davon ab, wie die momentanen Gespräche mit den Vermietern ausgehen werden. Das Verhältnis zwischen Miete und Umsatz klafft noch zu weit auseinander. Über den stationären Handel hinaus investiert Reserved "massiv" in den Onlinehandel. Der Versand von Onlinebestellungen direkt aus den Läden soll demnächst möglich sein.

Der Inditex-Konzern (unter anderem Zara) nutzt die Corona-Krise ebenfalls, um seinen bereits geplanten Konzernumbau weiterzuführen. Das dafür aufgelegte Programm sieht Investitionen in Höhe von 1 Mrd. Euro in den Onlinehandel vor sowie 1,7 Mrd. Euro in das Ladennetz. Eines der Ziele ist das engere verzahnen von Online und Offline. Das Filialnetz wird gezielt ausgedünnt und soll von weltweit 7.412 Geschäften auf 6.700 schrumpfen. Kleine umsatzschwache Läden sollen Platz für 450 neue und größere machen.