Rewe öffnet zweiten kassenlosen Store in Berlin

18. November 2022 – In Berlin wurde Rewes zweiter kassenloser Markt eröffnet. Im Vergleich zum Pilotmarkt in Köln, ist der neue Standort etwa doppelt so groß. Bei einem positiven Ausgang der Testphase könnte ein weiter Rollout die Art wie wir bisher einkaufen fundamental verändern.

Quelle: Rewe Group/rewe-group.com

Rewe betreibt mit den Standorten in Köln und neuerdings Berlin zwei kassenlose Läden. Funktionieren diese Versuche, könnte sich bald das Bild der klassischen Kassenzone mit Gummibändern und Kassiererinnen ändern. An ihre Stelle treten dann Kameras und Wagen, die alle Bewegungen von Kunden und Waren registrieren. Bezahlt wird en passent per Handy beim Verlassen des Ladens. Das Format erinnert an das Konzept von Amazon Go und die Testläden anderer Händler.

Eventuell werden die Betreiber bald auf sämtliche Kassen im Markt verzichten. Dadurch entstünde zusätzlicher Platz, der für weitere Waren, Gastronomie oder zum sozialen Treffen genutzt werden könnte. Die Produzenten und Anbieter von Impulswaren, die für gewöhnlich im Kassenbereich angeboten werden, beginnen schon damit, sich Gedanken über eine alternative Warenpräsentation zu machen.

Zuletzt könnte auch ein finanzieller Anreiz bestehen. Zwar geben die bisherigen Betreiber keine offiziellen Angaben bzgl. der laufenden Kosten an, doch beziffert beispielsweise Aldi Nord die Technik für seinen kassenlosen Markt im niederländischen Utrecht mit weniger als 1 Mio. Euro. Aldi setzt genauso wie Rewe, Netto und Tesco auf Technologie des israelischen Unternehmens Trigo. Bei einer solchen Summe würde sich ein kassenloser Laden ab etwa acht Jahren lohnen. Dann würde ein ähnlicher Betrag für Kassiererinnen und Kassensysteme bei vier Kassen fällig.

In dem Laden in Berlin kommt neben der Kassenlos-Technologie auch eine konventionelle Kasse, sowie Self-Scanning-Terminals zum Einsatz. Es geht der Projektleiterin Jana Sanktjohanser darum, dem Kunden alle Möglichkeiten zu bieten. Rewe erhofft sich dadurch zusätzliche Daten über das Verhalten von Kunden sammeln zu können: „Ob Rewe Pick & Go eine Revolution ist, werden die Kundinnen und Kunden entscheiden. Wir wollen gerne herausfinden, ob diese Technologie eine mögliche Zukunft des Einkaufens darstellt und welchen Anteil am Gesamtmix sie haben könnte“.

Rewe hält sich bzgl. konkreter Nutzerzahlen bei der Pick & Go-Technologie zurück. Von Sanktjohanser heißt es: „Mit den bisherigen Zahlen sind wir zufrieden. Es ist schön, dass so viele Kunden Pick & Go nutzen“. Ein Blick in den Google Play Store verrät, dass die App erst von mehr als 1.000 Kunden heruntergeladen wurde. Die gewöhnliche Rewe-App hat bereits mehr als 1 Million Downloads. Bei der Lidl-App sind es sogar mehr als 50 Millionen. Die Bewertung der App ist mit 2,8 von 5 Sternen noch verbesserungswürdig.

Die meisten Einkäufe scheinen mit der App dennoch ohne größere Probleme zu funktionieren. Bei der ersten Verwendung muss die App heruntergeladen und mit einem Google-Pay-Konto verbunden werden. Beim ersten Einkauf muss noch das Alter an der Kasse verifiziert werden. Anschließend können selbst Alkohol oder Tabakwaren problemlos mitgenommen werden. Zur Orientierung der Kunden stehen stets zwei Service-Mitarbeiter bereit, die gerne bei der Einrichtung auf dem eigenen Handy helfen.

Die App generiert bei der Benutzung einen QR-Code, der am Eingang des Marktes zum Login genutzt wird. Daraufhin öffnen sich die Schranken des Markts und der Einkauf kann beginnen. Kameras beobachten jede einzelne Bewegung beim Einkauf. Zum Thema Datenschutz sei noch bemerkt, dass keine biometrischen Daten dabei gesammelt werden. Insgesamt 400 Kameras mit jeweils drei Linsen beobachten den Einkauf. Sie werden mit 950 Waagen unterstützt, die in den Regalböden montiert sind. Zusammen liefern sie die notwendigen Daten, um den analogen Einkauf des Kunden digital abbilden zu können. Ungefähr zehn Minuten nachdem mit dem Einkauf der Laden verlassen wurde, erhält man den Bon auf dem Handy und der ausstehende Betrag wird automatisch ausgeglichen.

Noch ist es zu früh darüber zu spekulieren, wann es zu einem dritten Teststandort oder gar zu einem kompletten Rollout kommen könnte. Rewe möchte Erfahrung mit der Technologie und der Reaktion der Kunden sammeln und so stetig das System weiter verbessern.