Refinanzierungen sind wegen Zinsniveau schwerer

17. November 2022 – Obwohl wirtschaftliche Indikatoren bereits auf eine Rezession hinweisen, schrauben die Notenbanken die Zinsen weiter hoch. Der Grund dafür ist die anhaltend hohe Inflation. Die Kapitalmarktzinsen werden wohl längerfristig höher bleiben, als man es die letzten Jahre gewohnt war. Das schafft neue Herausforderungen für die Anschlussfinanzierung zahlreicher Immobilienprojekte.

Quelle: Sara Kurfeß/unsplash.com

Die US-Notenbank Fed erhöhte Anfang November den Leitzins um 75 Basispunkte. Eine Woche zuvor legte die Europäische Zentralbank (EZB) denselben Zinssprung vor. In der Eurozone liegt der Leitzins damit nun bei 2 %, was immer noch halb so hoch ist, wie auf der anderen Seite des Atlantiks. Momentan gehen zahlreiche Marktbeobachter davon aus, dass die Fed die Zinsen straff hochhalten wird. Die Inflation ist weiterhin anhaltend hoch und der Arbeitsmarkt bleibt angespannt. Eine weitere Erhöhung für den Dezember wirkt wahrscheinlich, könnte jedoch geringer ausfallen.

Zur selben Zeit kommt es in einzelnen Märkten zur wirtschaftlichen Schwächung. Insbesondere die Indizes für verarbeitendes Gewerbe sowie für den Dienstleistungssektor zeigen Kontraktion an. In der Vergangenheit wurden solche Statistiken als Indikation für eine bevorstehende oder sich bereits im Verlauf befindende Rezession gesehen. Auch in Europa geben ein Großteil der befragten Vertreter aus der Immobilienbranche an, dass sie mit dem Beginn einer Rezession noch vor dem Jahreswechsel rechnen.

Bemerkenswert ist, dass obwohl eine Rezession bevorstehen könnte, die Inflationszahlen immer noch hoch sind. Es findet also gleichzeitig kein wirtschaftliches Wachstum statt, die Währung wird jedoch trotzdem entwertet. Dieses Phänomen ist nicht gänzlich neu und wird als Stagflation bezeichnet. Manche Zinsexperten halten sie für einen normalen Teil der Logik einer Rezession. Europa muss momentan aufpassen, dass die Zinsdifferenz zur Fed nicht zu groß wird. Ansonsten würde ein starker Dollar zu einer importierten Inflation beitragen, da vor allem Rohstoffe häufig in US-Dollar abgerechnet werden.

Eine schnelle Rückkehr zur Niedrigzinspolitik der vergangenen Jahre wirkt momentan unwahrscheinlich. Insbesondere deswegen stehen viele laufende Projekte in der Immobilienbranche unter erhöhtem Druck. Die in vielen Fällen notwendige Refinanzierung wird deutlich erschwert. Die Nachfrage nach Anschlussfinanzierungen nimmt momentan stark zu. Im schlimmsten Fall führt das dazu, dass einige Projekte zum Ende hin nicht mehr profitabel zu Ende gebaut werden können und unter Umständen gar keine Finanzierung mehr erhalten.