Die Umfrage des Marktforschungsunternehmens Smartcon, bei der 2.000 Verbraucher zu ihrem veränderten Konsumverhalten befragt wurden, zeigt ein überraschendes Ergebnis: Etablierte Markenhersteller, die durch ihre langjährige Präsenz und Bekanntheit punkten, haben das Vertrauen der Verbraucher zurückgewonnen. Während die Eigenmarken des klassischen LEH, wie etwa die Produkte von Edeka oder Rewe, insbesondere im Niedrigpreissegment, an Vertrauen verloren haben, konnten die bekannten Markenhersteller ihre Position im Vertrauen der Konsumenten stärken. Laut Oliver Kaul, Vorsitzender des akademischen Beirats bei Smartcon, zeigt die Studie eindeutig, dass Verbraucher in schwierigen Zeiten eher wieder zu bekannten Marken tendieren, die für Qualität und Verlässlichkeit stehen.
Besonders auffällig ist, dass diese Vertrauensgewinne nicht nur bei älteren, sondern auch bei jüngeren Konsumenten sichtbar sind. Selbst bei der Generation Z, die traditionell eher skeptisch gegenüber etablierten Marken eingestellt war, blieb das Vertrauen konstant. Dies deutet darauf hin, dass sich das Konsumverhalten in dieser Altersgruppe nicht so stark verändert hat, wie zunächst angenommen.
Im Gegensatz dazu geraten die preisbewussten Eigenmarken des klassischen LEH zunehmend in die Kritik. Marken wie „Gut & Günstig“ und „Ja“ hatten ursprünglich den Zweck, preisbewusste Käufer zu halten und ihnen eine attraktive Alternative zum Discounter zu bieten. Doch die Untersuchung zeigt, dass diese Marken in der Gunst der Konsumenten um bis zu 20 Prozent gesunken sind. Insbesondere das Preis-Leistungs-Verhältnis wird immer häufiger infrage gestellt, da viele Käufer sich von den geringen Differenzen zu den Markenprodukten nicht mehr überzeugen lassen. Branchenexperte Kaul stellt klar: „Nur der niedrigste Preis reicht nicht mehr. Verbraucher suchen zunehmend nach einem sorgenfreien Konsum, der auch Qualität und Emotion mit einbezieht.“
Ein interessanter Trend, der aus der Studie hervorgeht, ist der Erfolg von Premium-Eigenmarken im LEH. Marken wie „Rewe Beste Wahl“ und „Edeka Herzstücke“ haben in Bezug auf das Vertrauen der Konsumenten deutliche Zuwächse verzeichnet. Diese Premium-Marken punkten vor allem bei jüngeren Verbrauchern und bestimmten Zielgruppen, wie etwa Frauen. Die verstärkte Orientierung der Verbraucher an höherwertigen Produkten zeigt, dass sich die Verbraucher zunehmend an hochwertigere, alternative Produkte gewöhnen. Kaul erklärt, dass dieser Trend hin zu Premium-Handelsmarken darauf hinweist, dass Verbraucher bereit sind, für Qualität und ein gutes Markenimage mehr zu zahlen.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass sich das Vertrauen der Konsumenten in die Markenwelt verändert hat. Die etablierten Markenhersteller haben sich nach einer Phase des Vertrauensverlusts wieder einen Platz an der Spitze erobert. Gleichzeitig zeigt die Studie, dass sich Verbraucher zunehmend an qualitätsorientierten Alternativen orientieren und nicht nur den Preis, sondern auch die emotionalen Werte und das Markenerlebnis berücksichtigen. Philipp Möllers, Geschäftsführer von Smartcon, fasst den Trend zusammen: „Obwohl die Inflation nachgelassen hat, bleibt das Preisbewusstsein der Verbraucher sehr hoch. Gleichzeitig legen sie wieder vermehrt Wert auf Marken, die über eine starke DNA und ein gutes Image verfügen.“