Im Dezember 2023 konnte Picnic auf seinem Heimatmarkt in den Niederlanden erstmals ein EBITDA im positiven Bereich verzeichnen. Hochgerechnet auf das gesamte Jahr hätte dieser Monatswert ein EBITDA von etwa 4 Millionen Euro ergeben. CEO Joris Beckers lobte diesen Fortschritt im Geschäftsbericht 2023 als bedeutenden Meilenstein. „In ausgereiften Märkten verzeichnen wir bereits durchweg positive Erträge. In neuen Märkten beeinflusst der Aufbauprozess jedoch unsere Gesamtprofitabilität.“
Für das Jahr 2023 konnte Picnic in den Niederlanden einen Umsatz von 796 Millionen Euro erzielen. In Deutschland wird erwartet, dass das Unternehmen bereits im laufenden Jahr die Umsatzmarke von 700 Millionen Euro überschreiten wird, so Deutschland-Chef Frederic Knaudt. Dies entspricht einem beeindruckenden Wachstum von 80 Prozent, obwohl der niederländische Markt einen dreijährigen Vorsprung hat.
Die Umsatzentwicklung in Deutschland verläuft noch dynamischer als in den Niederlanden, obwohl viele Regionen noch nicht vollständig erschlossen sind. Der Konkurrenzdruck steigt, insbesondere von Seiten Rewes. E-Commerce-Analysten der ECDB schätzen Rewes Online-Umsatz in Deutschland – inklusive Click & Collect – auf rund 750 Millionen Euro. Andere Marktforschungen bestätigen diese Prognose.
Auch bei der Rentabilität zeigt sich Picnic zuversichtlich. Knaudt rechnet damit, in Nordrhein-Westfalen schneller als in den Niederlanden die Gewinnschwelle zu erreichen. Dies trotz eines Verlusts von 96,6 Millionen Euro im Jahr 2023, was auf das rasante Expansionstempo zurückzuführen ist.
Im Jahr 2023 eröffnete Picnic in Deutschland 24 neue Hubs und vier Logistikzentren. Diese Standorte müssen jedoch erst skalieren, bevor sie profitabel werden können. Knaudt ist jedoch optimistisch, dass künftig erhebliche Skaleneffekte und eine Reduktion der Fixkosten erreicht werden. In der Rhein-Ruhr-Region haben bereits viele Hubs ein positives EBITDA erzielt, obwohl in Deutschland noch keine automatisierten Fulfillment-Systeme zum Einsatz kommen. Knaudt sieht hier weiteres Potenzial für Effizienzsteigerungen.
Trotz dieser Fortschritte schreibt Picnic weiterhin rote Zahlen. In den letzten fünf Jahren summierten sich die Verluste des Unternehmens auf über 600 Millionen Euro. Unterstützt durch Investoren wie Edeka und die Gates Foundation sicherte sich Picnic wiederholt Risikokapital, um das Wachstum voranzutreiben. Ende 2023 erhielt das Unternehmen weitere 145 Millionen Euro an Fremdkapital, zusätzlich zu einer Kapitalerhöhung von 355 Millionen Euro. Der Start ins Jahr 2024 zeigt eine solide finanzielle Basis mit 430 Millionen Euro in liquiden Mitteln, was eine gesicherte Finanzierung weit über 2023 hinaus gewährleistet.