Picnic plant große Expansion in Deutschland

18. November 2022 – Die Chancen und Risiken der Corona-Pandemie hinterlassen auch noch weiterhin beim Onlinehandel gemischte Gefühle. Zunächst wurden während der Hochzeit der Pandemie Kapazitäten signifikant ausgebaut, nun jedoch hat die Nachfrage wieder deutlich nachgelassen und Händler bleiben auf ihren Waren sitzen. Onlinehändler sind in vielen Fällen gezwungen, ihr Personal zu kürzen.

Quelle: Picnic/Wikimedia Commons

Die Umsätze und Erlöse im deutschen Onlinehandel kennen momentan nur einen Trend nach unten. Die einzige Ausnahme bildet das E-Food-Segment, das weiterhin ordentliche Wachstumsraten generiert. Auch wenn die Wachstumskurve zwar erkenntlich im Begriff ist abzuflachen, ist vorerst kein Ende des anhaltenden Trends in Sicht. Die Zahlen der BEVH unterstreichen das zusätzlich und stellen für das dritte Quartal eine 3-prozentige Steigerung beim Onlinehandel mit Lebensmitteln fest.

Ambitionierter Vorreiter ist momentan Picnic. Mit großen Expansionsplänen könnte das niederländische Unternehmen den gesamten Markt mitreisen. E-Food ist noch verhältnismäßig klein in Deutschland. Das liegt nicht zuletzt daran, dass den meisten Leuten schlicht der Zugang zu einem verfügbaren Dienstleister fehlt. Lediglich den Abholservice von Rewe können zahlreiche Leute nutzen, die in kleineren oder mittelgroßen Städten leben. Das Onlineshopping ist dort weder technisch noch logistisch sichergestellt, von einer Heimbelieferung ganz zu schweigen.

Picnic setzt sich ein hohes Ziel. In den nächsten zwei bis drei Jahren soll das Liefergebiet die Hälfte aller Haushalte hierzulande umfassen. Die Ankündigungen sind auch deswegen besonders interessant, da Picnic in der Vergangenheit nicht als überhastet wahrgenommen wurde. Das Unternehmen ist seit nunmehr viereinhalb Jahren in der Region Nordrhein-Westfalen operativ und verdichtet schrittweise sein Liefergebiet. Nun soll es endlich mit einer zweiten Region weitergehen.

Während zahlreiche Konkurrenzunternehmen gerade hauptsächlich mit Kostenoptimierungen beschäftigt sind, da das Polster an Risikokapital schmaler wird, ist bei Picnic aufgrund konservativen Haushaltens noch genug Geld aus der letzten Finanzierungsrunde da, sodass man sich weiterhin auf den Ausbau des Kerngeschäfts konzentrieren kann. Bei Knuspr wurden hingegen letztlich erst die Lieferkosten erhöht und Getir entlässt im großen Stil Mitarbeiter. Rewe hat sich umorientiert und legt seinen Fokus schwerpunktmäßig auf Click & Collect.

Die Expansionspläne von Picnic dürften vorwiegend die Rewe Group unter Zugzwang stellen. In Köln muss man sich nun darüber klar werden, ob man willens ist, um die Krone im E-Food-Markt mitzukämpfen, oder ob man Picnic weitestgehend freien Lauf lassen möchte. Problematisch wird die Entscheidung allemal sein, da, selbst wenn es Rewe gut gelingen sollte Paroli zu bieten, wird dies nur mit der Inkaufnahme großer Anlaufverluste möglich sein.