Lidl hebt die Reaktionsfähigkeit und Flexibilität der Tailwind Shipping Line als wesentliche Vorteile für Importe aus Asien hervor. Dies bewährte sich zuletzt in der durch geopolitische Risiken belasteten Situation im Roten Meer, erklärte ein Sprecher aus Neckarsulm auf Anfrage. Vor knapp zwei Jahren begann der Discounter mit dem Aufbau einer eigenen Reederei – ein Schritt, der aufgrund der hohen Kosten in der Branche kritisch gesehen wurde. Tailwind hat sich jedoch als zentrales Element zur Sicherung der Lieferkette etabliert. Seit Herbst vergangenen Jahres leitet Matthias Oppitz, der neue Vorstand für Vertrieb, Logistik und Zentralbereiche bei Lidl International, den Containerdienst.
Die Ambitionen von Lidl werden durch die Entwicklung der Flotte deutlich: Derzeit hat Tailwind neun Schiffe im Einsatz, so die Bestätigung von Lidl. In den letzten Monaten kamen weitere Schiffe zur Flotte hinzu, was den zügigen Ausbau der Kapazitäten unterstreicht.
Nach den Vorfällen am Suezkanal passte Lidl die Linienverkehre an. Die Tailwind-Frachter fahren nun auch über die neue Route um das Kap der Guten Hoffnung. Die Sicherheit der Ladung, Schiffe und Besatzung hat höchste Priorität. Dies zeigt, dass die Versorgungssicherheit für Lidl über den Kostenaspekten steht.
Während die Schiffe bisher vom Suezkanal kommend zuerst den Hafen von Koper im östlichen Mittelmeer anliefen, entladen sie nun teilweise in Barcelona. Dort werden Nonfood-Artikel für Südwest- und Nordeuropa gelöscht oder umgeladen. Anschließend geht es weiter nach Koper, wo die Waren für Osteuropa abgeliefert werden, bevor die Schiffe zurück nach Qingdao in China pendeln. Mit der neuen Linie Dolphin Express transportiert Tailwind Nonfood-Waren für Nordeuropa weiter nach Moerdijk, südlich von Rotterdam.
Vor einer Woche startete die Panda 003 ihre Jungfernfahrt Richtung Europa und soll nach Ankunft in Barcelona als Zubringerschiff nach Moerdijk pendeln. Das neue Containerschiff ist ein Neubau und wurde im Gegensatz zu Panda 001 und Panda 002 als Charterschiff übernommen. Ab Juli wird mit der Panda 006 ein weiteres Schiff in die Flotte integriert, das auf der Panda Express Linie eingesetzt wird und die Wiking ersetzt. Die Wiking, ein Schiff mit geringerer Ladekapazität, wird subverchartert. Mit der Panda 007 ist bereits das nächste Schiff in der Warteschleife.
Tailwinds Ansatz geht über die Seehäfen hinaus. Auch die Lieferkette für den Weitertransport der angelandeten Container soll zunehmend in eigener Hand liegen. Dazu wurde in Österreich die Schwestergesellschaft Tailwind Intermodal gegründet. Diese ist für den Hinterlandverkehr der in Koper angelandeten Nonfood-Container zuständig, die mit dem Güterzug ins Cargo-Center nach Graz transportiert werden. In einem nahegelegenen Lager wird die Ware palettiert und in die Ländergesellschaften von Lidl in Osteuropa gebracht. Die Rückführung der Leercontainer nach Koper zur Verladung nach China übernimmt ebenfalls die Schwestergesellschaft. Ähnliche Pläne hat Lidl in Moerdijk. Tailwind wirbt bereits damit, dass die meisten Container im multimodalen Hafen nur einen Kilometer auf niederländischen Straßen unterwegs sind, bevor sie per Zug oder Binnenschiff ins Hinterland gelangen. Lidl plant auch den Bau eines neuen Verteilzentrums in Moerdijk, das beim Warenumschlag der Nonfood-Importe aus Asien hilfreich sein könnte.