Lidl plant Flotte zu erweitern

09. September 2022 – Tailwind Shipping Lines, die Reederei von Lidl, verfrachtet mit drei Schiffen Waren zwischen Asien und Europa. Bald sollen weitere Frachter zur Flotte dazukommen. Momentan kommt alle zwei Wochen ein Schiff aus Asien in Europa an.

Quelle: K. Mitch Hodge/unsplash.com

Die hauseigene Reederei von Lidl hat mittlerweile den Betrieb aufgenommen. Die ersten Schiffe der Tailwind Shipping Lines waren Ende August in Europa angekommen. Die Frachter waren schwer mit blau-gelb lackierten Tailwind-Containern beladen. Momentan umfasst die Flotte drei Schiffe, die für Lidl zwischen Asien und Europa pendeln.

Der Fahrplan sieht aktuell drei Aufladehäfen in China und drei Abladestellen in Europa vor. Die Anlaufstellen für die Waren aus Fernost sind Koper in Slowenien, Barcelona und Rotterdam. Tailwind-Geschäftsführer Jan Grossbruchhaus verkündet stolz bei LinkedIn, dass Ende August die Talassa in Koper das erste Mal „pünktlich und zuverlässig“ anlegte. Koper wird als logistischer Ausgangspunkt für die Warenbelieferung der osteuropäischen Lidl-Länder genutzt.

Die drei Frachter der Tailwind Shipping Lines heißen Talassa, Jadrana und Wiking. Sie können jeweils zwischen 5.000 und 5.500 Container transportieren. Ungefähr alle zwei Wochen soll ein Schiff voraussichtlich die Häfen ansteuern. Diese Taktung könnte sich jedoch bald schon beschleunigen, schließlich wird bereits über eine Erweiterung der Flottenkapazität nachgedacht. Ab November soll die MS Merkur Ocean offiziell für die Lidl-Reederei fahren. Der Frachter ist in Malta registriert, wo bereits die Firma Tailwind Panda 001 von zwei Lidl Logistikmanagern geführt wird.

Die Tailwind Panda 002 ist bereits ebenfalls an die Lidl-Reederei übergeben und fleißig unterwegs. Jedoch transportiert sie momentan keine Waren für Lidl zwischen China und Europa. Sie pendelt verchartert zwischen Bangladesch, Sri Lanka und Europa. Das Schiff gehörte vorher der börsennotierten Hamburger Reederei Ernst Russ AG, bis sie an Lidl verkauft wurde. Für das nächste Frühjahr ist sie ebenfalls für das Verfrachten von Waren für Lidl eingeplant. Das Schiff ist jedoch deutlich kleiner und fasst vergleichsweise geringe 803 Container.

Den Einstieg in das Reederei-Geschäft von Lidl wird kritisch beobachtet. Ursprünglich gedacht zur Sicherung der eigenen Transportwege und Optimierung von Logistikkosten im Umfeld teurer Transportpreise, ist nicht ganz klar, inwiefern Lidl mit den aktuell wieder sinkenden Frachtraten überhaupt einen wirtschaftlichen Vorteil hat. Ansonsten fahren die Schiffe mit sehr hohem Tempo, was die Kosten noch einmal zusätzlich erhöht. Vom südchinesischen Da Chan Bay fahren die Schiffe in nur 16 Tagen nach Koper. Der Rückweg von Rotterdam nach China soll in nur 28 Tagen geschafft sein. Üblicher wären hier eher ungefähr 50 Tage.

Lidl möchte mit einer kleinen, effizienten und schnellen Flotte bessere Verlässlichkeit bei der Warenversorgung sicherstellen. Insbesondere im Nonfood-Segment führen nur teilweise ausgelieferte Waren zu einer Verzögerung beim Verkauf. Das bedeutet dann, dass sie gelagert werden müssen, bis die vollständige Fuhre eingetroffen ist. Neben den damit verbundenen Planungsproblemen schafft das zusätzliche Kosten bei der Lagerung. Die Vorräte in der Lidl-Stiftungs-Bilanz sind im Geschäftsjahr 2021/22 um 1,1 auf 5,3 Mrd. Euro gestiegen. Eigene Frachter könnten dabei helfen, eine weitere Anhäufung von Vorräten zu vermeiden, oder sogar dabei unterstützen, die bestehenden Vorräte sukzessive abzubauen.