Nach der Insolvenz von Mein Real könnten zusätzliche Kosten auf die Lieferanten von Kaufland zukommen. Für jeden neu integrierten Markt fordert der Einzelhändler derzeit einen Nachlass von 0,02 Prozent. Sollten insgesamt 30 weitere Standorte übernommen werden, könnte sich dieser Nachlass auf insgesamt 0,6 Prozent erhöhen. Im Oktober soll feststehen, welche Filialen übernommen werden, wodurch Kaufland mittelfristig auf etwa 800 Standorte anwachsen könnte. Derzeit betreibt das Unternehmen 775 Märkte. Eine Stellungnahme von Kaufland zu diesen Zahlen blieb aus.
Bereits 22 Standorte aus dem ehemaligen Real-Netzwerk hat die Schwarz-Gruppe, zu der Kaufland gehört, nach der Insolvenz von Mein Real übernommen. Diese Filialen sollen teilweise erst gegen Ende 2025 eröffnet werden, darunter Standorte in Haßloch und Cuxhaven.
Kaufland verspricht den Lieferanten im Gegenzug für die geforderten Nachlässe auch entsprechende Gegenleistungen. Dies ist nicht überraschend, da das Bundeskartellamt bereits vor drei Jahren in einer ähnlichen Situation intervenierte, als Kaufland während der Zerschlagung von Real eine vergleichbare Aktion startete. Damals betonte der Präsident des Kartellamts, Andreas Mundt, dass solche Forderungen nur mit angemessenen Gegenleistungen erhoben werden dürfen. Dazu zählen etwa die Listung in neuen Standorten, höhere Umsätze und zusätzliche Werbemaßnahmen für die Lieferanten. Laut einer Kaufland-Sprecherin wurde das aktuelle Vorgehen im Vorfeld dem Kartellamt vorgestellt, und den Lieferanten wurden zusätzliche Handzettelwerbungen und Zweitplatzierungen angeboten. Das Kartellamt sah hierbei keine Bedenken.
Für Unmut unter den Lieferanten sorgt jedoch die erneute Forderung, insbesondere da das Kartellamt im Jahr 2021 die Bedingung gestellt hatte, dass die damaligen Sonderkonditionen für die ersten 96 Märkte zeitlich begrenzt waren und Ende 2022 auslaufen sollten. Nun stellt Kaufland jedoch neue Forderungen für die nächste Übernahmewelle auf. Dabei wird in der aktuellen Berechnung offenbar nicht berücksichtigt, dass Kaufland auch Märkte schließt, was die geforderte Nachlassrate um einen Zehntelprozentpunkt senken würde.
Um die geforderten Sonderkonditionen attraktiver zu gestalten, verweist Kaufland auf die überdurchschnittliche Performance der von Schwarz übernommenen Standorte im Vergleich zu denen, die an Globus und Marktkauf gegangen sind. Nach Angaben von Kaufland konnte an fast allen Standorten bereits im ersten Jahr ein zweistelliges Umsatzplus erzielt werden, und die Kundenfrequenz stieg ebenfalls deutlich an. Insgesamt haben die 100 bereits integrierten Real-Filialen einen zusätzlichen Umsatz von 3 Milliarden Euro pro Jahr erwirtschaftet. Dies gelang trotz eines relativ sparsamen Umbaus im Vergleich zur Konkurrenz. In Dreieich, Hessen, wurden beispielsweise die Verkaufsflächen stark reduziert, sodass neben Kaufland auch noch andere Händler wie Müller, Aldi, Woolworth und Futterhaus Platz fanden. Weitere 30 Standorte dürften einen weiteren Umsatzschub bringen, auch wenn nicht alle zu den besten Lagen zählen.
Dass kartellrechtliche Bestimmungen nicht unveränderlich sind, zeigt sich an zwei Standorten, die auf der aktuellen Liste der Übernahmen stehen. So sollen unter anderem die ehemaligen Real-Märkte in Heidenau, Sachsen, und in Brandenburg an der Havel unter das Kaufland-Banner fallen. Diese Übernahmen wurden 2021 vom Bundeskartellamt untersagt, da die Schwarz-Gruppe dadurch einen zu großen Marktanteil erhalten hätte. Die damals festgelegte Zweijahresfrist ist jedoch inzwischen verstrichen, sodass eine erneute Prüfung möglich ist. Auch der Standort Bedburg, dessen Übernahme damals untersagt wurde, könnte nun von Globus an Kaufland weitergereicht werden.