Besucht man die Webseite von Fresh, Amazons Lebensmittellieferdienst, wird man dieser mit einer Vielzahl von auffälligen grünen Bannern konfrontiert, die verschiedene Sonderaktionen bewerben. So heißt es beispielsweise: „Spare bei deinen ersten drei Einkäufen“, „Jetzt Geld sparen mit unseren Angeboten“, „Kaufe drei Bio-Produkte und erhalte 20% Rabatt“, „Produkte unter 1 Euro – Clever sparen“. Eine der prominentesten Aktionen heißt „Inflationsstopp“. Bei 75 Produkten gewährt Amazon hier seit Kurzem einen Rabatt. Es handelt sich vorwiegend um Produkte des täglichen Bedarfs. Die Aktion ist momentan bis zum Jahresende vorgesehen: „Wir frieren die Preise nicht nur ein, sondern reduzieren sie sogar um weitere fünf Prozent bis Ende des Jahres“, heißt es vom Unternehmen.
Auch der Konkurrent Knuspr nutzt eine ähnliche Aktion. Hier werden deutlich weniger Produkte reduziert, dafür soll die Aktion bis nächstes Ostern andauern. Los ging es im September mit 15 Artikeln. Die Resonanz bei den Kunden ist so groß, dass manche Produkte regelmäßig ausverkauft sind. So zum Beispiel bei Mehl und Zucker. Der Zehnerpack Eier wird nicht einmal mehr gelistet, dermaßen groß war die Nachfrage.
Amazon Fresh versucht sich strategisch neu auszurichten. Das Unternehmen versucht sich über den Preis zu platzieren und Kunden einen attraktiven Dienst zur Verfügung zu stellen, mit dem günstige Produkte so einfach wie möglich gefunden werden können. Insofern passen die aktuellen Aktionen hervorragend zur angestrebten strategischen Neuausrichtung. Brittain Ladd, ein amerikanischer Supply-Chain-Spezialist, kommentiert dies im Gespräch mit der Lebensmittelzeitung: „Amazon Fresh setzt sich als Lebensmittelhändler mit wettbewerbsfähigen Preisen in Szene“. Er war in der Vergangenheit als Manager für das Unternehmen tätig und betreute das internationale Geschäft.
Auch außerhalb von Deutschland nutzt Amazon attraktive Angebote, um auf sich aufmerksam zu machen. Beispielsweise werden auf der italienischen Webseite mit einem auffälligen gelben Banner „Offerte incredibili“ („Unglaubliche Angebote“) beworben. Auf ausgewählte Produkte werden hierbei bis zu 25 Prozent Preisnachlass geboten. Das Sortiment umfasst Hunderte von Artikel. Auch in Großbritannien nutzt Amazon Fresh eine ähnliche Strategie. Hier werden seit dem Sommer die Preise von hunderten Eigen- und Premiummarken an die von Tescos Kundenkartenprogramm angepasst. Außerdem werden die Preisanpassungen für bis zu vier Wochen eingefroren.
Die Münchner Zentrale von Amazon Fresh hat eine neue FMCG-Eigenmarke aufgelegt. Sie heißt „Our Essentials by Amazon“. Die Marke ist darauf abgezielt, ein besonders niedriges Preissegment zu bespielen. Ursprünglich wurden die Artikel mehrheitlich unterhalb des Niveaus von Discountern angeboten. Die Preise haben sich mittlerweile jedoch ungefähr gleich eingependelt. Das Sortiment der Marke umfasst etwa 50 Produkte, die auch über den Amazon Marketplace vertrieben werden. Ungefähr 20 Artikel davon können über den Inflationsstopp reduziert gekauft werden.