Hornbach steigert Vorräte um 30 Prozent

05. August 2022 – In Anbetracht der drohenden Gasknappheit reagieren Baumarktbetreiber mit einer Erhöhung der Lagerbestände, um auf Lieferengpässe vorbereitet zu sein. Diese Strategie birgt jedoch auch Gefahren.

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Die politischen Maßnahmen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie haben weltweit die Lieferketten kritisch gestört. Jetzt ist auch noch Krieg in der Ukraine, was sicherlich nicht die ökonomische und logistische Gesamtsituation verbessert. Um auf eventuelle Lieferkettenprobleme vorbereitet zu sein, stocken Baumarktbetreiber ihre Lager ordentlich auf: „Aufgrund der volatilen Situation der Lieferketten als auch bei den Absätzen werden wir weiterhin vorausschauend planen, um die Bestände – vor allem Produkte zur Energieversorgung und energetischen Sanierung – vorrätig zu haben“, kommentiert etwa Hornbach gegenüber der Lebensmittelzeitung.

Hornbach hat seine Lagervorräte zwischen März und Mai dieses Jahres um ca. 59 Mio. Euro auf 1,29 Mrd. Euro erhöht. Im Vergleich zum ersten Quartal des Geschäftsjahres 2021/22 entspricht das einer Steigerung von 30 Prozent. Vergleichsweise ist auch der Umsatz gestiegen. Lediglich beim Ergebnis steht es im Vorjahresvergleich nicht so gut aus. Hier ist ein Rückgang um 12,3 Prozent zu verbuchen. Eine ähnliche Größenordnung antizipiert der Konzern für das Ergebnis des gesamten Geschäftsjahres. Maßgeblich „aufgrund anhaltender makroökonomischer Herausforderungen“, die bis zum Jahresende nicht verschwinden werden.

Hornbach ist mit seinem strategischen Ausbau der Lagerreserven nicht allein. Auch Obi und Hagebau begannen letztes Jahr damit, ihre Lager ordentlich aufzufüllen. Die unangenehme Erfahrung aufgrund von Lieferengpässen den Kunden leere Regale präsentieren zu müssen, soll künftig vermieden werden. Bei einigen Sortimentsbausteinen ist das Hamstern großer Mengen fast schon die einzige Möglichkeit, um die starke Nachfrage konstant bedienen zu können. Insbesondere bei Dämm- und Heizungsprodukten wird es wohl kaum anders zu schaffen sein.

Es ist jedoch nicht das gesamte Sortiment, dass sich so hoher Nachfrage bei den Kunden erfreut. Gartenmöbel sind momentan insbesondere schwierig an den Mann zu bringen. Hier sind Umsatzeinbrüche im Vergleich zum Vorjahr im zweistelligen Prozentbereich zu verzeichnen. Die Branche hat insgesamt herbe Einbrüche beim Umsatz wegstecken müssen. Bei den stationären Baumärkten dürfte sich das im Durchschnitt bei einem einstelligen Umsatzminus einpendeln.

Zu große Bevorratung kann aber auch zum Problem werden. In den USA haben sich vor allem Walmart und Target die Lager scheinbar zu voll gestopft. Jetzt werden sie ihre Waren bei eingebrochener Nachfrage kaum noch los. Walmart hat sogar eine Gewinnwarnung herausgegeben. Ein kleiner Baumarktbetreiber offenbart gegenüber der Lebensmittelzeitung seine Bedenken: „Ob das große Bevorraten im Nachhinein kaufmännisch so sinnvoll war, wird sich erst noch zeigen.“ Der Wertverlust durch die Lagerung wird bei den Waren der Baumarktbetreiber verhältnismäßig gering sein. Schwindende Nachfrage und Inflation werden sich diesbezüglich am Ende nicht viel schenken. Dennoch handelt es sich bei Lagervorräten an gebundenem Kapital, das unter Umständen später an anderer Stelle fehlt.