Händler setzen vermehrt auf Plattform-Modell

23. Dezember 2021 - Mittlerweile haben einige große Händler in Deutschland die Chancen des Plattform-Models für sich erkannt. Beispielsweise betreiben mittlerweile Otto, About You, Douglas, Media Markt, Saturn, Conrad Electronic oder Decathlon ihre eigenen Online-Marktplätze, auf denen auch Drittanbieter ihre Waren zum Verkauf anbieten können.

Quelle: Firmbee.com/unsplash.com

Zum zweiten Quartal des laufenden Jahres möchte auch Fressnapf eine Plattform anbieten. Das große Vorbild für alle ist der US-Riese Amazon, die in Deutschland rund 60 Prozent ihres Handelsumsatzes mit ihrem Marktplatz generieren.

In Deutschland gibt vor allem Kaufland gerade ordentlich Gas. Nach der Übernahme der Plattform Real.de wird das Geschäft stetig ausgebaut. Geld wird über Verkaufsgebühren verdient. Insgesamt schafft Kaufland über seinen Marktplatz ein Bruttohandelsvolumen von 1,13 Mrd. Euro und belegt damit den sechsten Platz im deutschen Marktplatz-Ranking vom EHI und Statista. Momentan führt Amazon noch deutlich mit 35,4 Mrd. Euro, gefolgt von Ebay mit 11,8 Mrd. Euro und dem Drittplatzierten Otto mit 5,5 Mrd. Euro.

Es ist ein deutlicher Trend zu vermerken. Immer mehr Onlineshops verkaufen auch über Marktplätze. Von den Top-1000-E-Commerce-Händlern verkaufen aktuell mehr als die Hälfte auch über Amazon, Ebay oder Kaufland. Wenn ein Händler sich für das Plattform-Modell entscheiden sollte, winken ausgezeichnete Chancen. Sie schaffen damit eine Infrastruktur für andere Anbieter und können somit von Gebühren und Vermittlungsprovisionen profitieren. Außerdem sorgt die Listung möglichst vieler Anbieter für eine Steigerung des Internet-Traffics.

Trotz des großen momentanen Aufsehens ist das Geschäft kein Selbstläufer. Es muss Sinn machen. Anbieter werden nicht ohne weiteres den Aufwand betreiben jede beliebige Plattform zu bespielen. Eine gewisse Größe und ein entsprechender Akquise-Service sind Voraussetzung, um zusätzliche Anbieter zu überzeugen. Außerdem muss viel Aufwand bei der Überprüfung von Anbietern betrieben werden. Dm plant beispielsweise den eigenen Webshop nicht zu einer Plattform auszubauen, da sie Imageschaden durch den Vertrieb von Produkten niedriger Qualität befürchten. Rewe.de musste auch feststellen, dass mehr nicht gleich besser bedeutet. Lebensmittellieferung und Plattform-Betrieb stellen unterschiedliche Ansprüche an die Logistik. Wenn entsprechende Synergien ausbleiben, droht diese die Prozesse komplexer zu machen.

Man wird abwarten müssen, welche Konzepte sich durchsetzen werden. Zu viele Marktplätze werden keinen Mehrwert für den Konsumenten generieren können. Momentan nutzen zahlreiche Kunden Marktplätze mittlerweile für ihre Recherche nach passenden und interessanten Produkten. Das ist ein Hinweis darauf, dass sich einige wenige Betreiber mit einer ausgezeichneten Auswahl durchsetzen werden.