Gorillas will weniger Verluste produzieren

24.09.2021 - Neben der Tatsache, dass der Quick-Commerce-Anbieter Gorillas in einem rasanten Tempo wächst, häufen sich die negativen Schlagzeilen.

Quelle: Jonas Allert/unsplash.com

Zwischen Arbeitsrechtsprozessen und stockenden Finanzierungsrunden versucht der Schnell-Lieferdienst zusätzlich sein operatives Geschäft effizienter zu gestalten. Eine Folge dieser Bemühungen sind Experimente mit neuen Liefergebühr-Strukturen. Damit soll für die Kunden ein Anreiz zu größeren Warenkörben gesetzt werden. Die Größe des durchschnittlichen Warenkorbs gilt als eine der entscheidenden Stellschrauben, um in die Profitabilität zu kommen.

Bisher mussten Kunden eine Liefergebühr in Höhe von 1,80 Euro entrichten, unabhängig von der Höhe des Warenwertes. Bis zum Ende des Monats wird ein neues Modell ausprobiert, bei dem kleine Warenkörbe signifikant verteuert werden. Für Bestellungen unter 10 Euro fällt nach dieser neuen Gebührengestaltung ein Aufschlag von 2,10 Euro an. Für Bestellungen ab 35 Euro oder mehr werden hingegen die Gebühren insgesamt entfallen.

Grund für die jüngsten Anstrengungen die Kosten herunterzufahren ist wahrscheinlich der wachsende Druck von Geldgebern. Ein Insider berichtet der Lebensmittelzeitung: "Die Investoren wollen nicht dauerhaft auf jede Bestellung draufzahlen". Die angestrebte Warenkorbgröße bei der ein Verlassen der Verlustzone möglich ist, liegt bei 25 bis 30 Euro. Für das Bearbeiten umfangreicher Bestellungen setzt der Lieferdienst neuerdings auch auf Lastenräder, außerdem wird intern mit Gepäckträgern experimentiert, die den Fahrrad-Kurieren erlauben würde, zusätzliche Ware ohne entsprechende körperliche Belastung transportieren zu können.

Mit der schnellen Expansion kommt auch ein hoher Preis. Momentan benötigt der Lieferdienst einen Kapitalbedarf von ca. 1 Mio. Euro pro Tag. Die nächste Finanzierungsrunde steht auch noch aus. Zunächst wurde der amerikanische Konkurrenz Doordash als neues Mitglied im Investorenkreis gehandelt, nun gilt der Berliner Lieferkonzern Delivery Hero als heißer Kandidat. Gorillas-Gründer Ka?an Sümer sah sich gezwungen, die Bewertung seines Unternehmens von 5 Mrd. Euro deutlich nach unten zu korrigieren. Darüber hinaus wird auch noch ein Großhändler für die Belieferung gesucht. Gorillas bezog bisher vertraglich geregelt von der Rewe-Gruppe, die aber zum Ende des Jahres aus dem Vertrag austritt und exklusiv den Konkurrenten Flink beliefert, bei dem die Kölner eingestiegen sind. Als momentane Favoriten für eine erfolgreiche Einigung gelten Metro und Kaufland.