Gorillas sucht Stabilität

14. Januar 2022 - Gorillas hat es in Deutschland endlich geschafft einen neuen Großhandelspartner zu finden. Die Kooperation zwischen Gorillas und Bünting ist jedoch gleich von Beginn an zeitlich begrenzt.

Quelle: Jonas Allert/unsplash.com

Der Händler wird dem Startup dabei behilflich sein, ein eigenes Warengeschäft und eine eigene Logistik aufzubauen. Über kurz oder lang wird das auch notwendig sein. Während Flink eine Kooperation mit Rewe und Edeka eine mit Picnic eingegangen ist, fehlt es schlicht und ergreifend an einem passenden Partner für Gorillas. Metro sieht sich weiterhin als Großhändler, für den sämtliche Lieferdienste lediglich potenzielle Kunden darstellen. Bei der Schwarz Gruppe ist man ebenfalls bereits mit der Aufstellung des eigenen Online-Shops beschäftigt.

In Deutschland hat Flink mit seiner Rewe-Kooperation Gorillas etwas voraus. In den Niederlanden sieht es genau andersherum aus. Hier konnte Gorillas eine Kooperation mit Jumbo eingehen, während das Sortiment von Flink in den Niederlanden nach einer Mischpackung verschiedener Großhändler aussieht. Die Zusammenarbeit mit Jumbo ist die dritte ihrer Art seit der letzten Finanzierungsrunde im Oktober. Das Unternehmen möchte damit Stabilität schaffen und die Kunden durch ein beständiges Sortiment stärker an sich binden. Hintergrund des Strategiewechsels ist auch die Hoffnung, möglichst bald schwarze Zahlen schreiben zu können. Bis dahin sollen auch die expansiven Bestrebungen etwas gebremst werden. Sobald die notwendige Stabilität sichergestellt werden kann, soll auch wieder auf das Gaspedal getreten werden.

Beispielsweise wurde bereits ein Büro in Zürich gemietet. Sonst sind jedoch keine weiteren Schritte mehr unternommen worden, um das Geschäft in der Schweiz auszubauen. Gleiches gilt auch in den USA. Während es vor Kurzem noch hieß, dass das New Yorker Geschäft auf weitere Teile der USA ausgedehnt werden soll, wird selbst die Ostküsten-Metropole nicht mal mehr als aktives Liefergebiet ausgewiesen. In Österreich ist es ähnlich. Hier kam es auch noch zu keinem operativen Geschäft, obwohl Vorbereitungen bereits weit vorangeschritten waren. Flink ist bereits seit Oktober mit Eigenmarken und Sortiment der Rewe-Tochter Billa unterwegs.

Während das Tempo bei der Expansion gebremst wird, geht es dennoch weiterhin Turbulent im Management zu. Der ehemalige Lidl-UK-Chef Ronny Gottschlich ist nur der letzte der zahllosen Topmanager, die das Unternehmen schon wieder verlassen haben. Angeblich tun sich gestandene Manager mit der Startup-Mentalität der Gorillas Unternehmenskultur schwer. Es kommt jedoch auch immer wieder zu Meldungen, die behaupten, dass es häufig Probleme zwischen Gorillas-Gründer Kagan Sümer und dem übrigen Top-Personal gäbe. Von der ursprünglichen Führungsriege ist der Gründer mittlerweile auch nur noch der Einzige, der übrig geblieben ist. Das Personal-Karussell hat auch Auswirkungen auf das tägliche Geschäft. Sich ständig verändernde Zuständigkeiten verursachen viel Chaos, die Gesprächspartner und Verantwortungsbereiche wechseln ständig.

Gottschlichs Nachfolger als Chef des Commercial Teams übernimmt Adrian Frenzel, der als Chief Operating Officer bereits seit August des vergangenen Jahres bei Gorillas beschäftigt ist.