Rewe-CEO Lionel Souque kündigte kürzlich an, dass bis Ende des Jahres in etwa 1.800 Märkten Self-Checkout-Kassen verfügbar sein sollen. Damit wird künftig nahezu jeder zweite Rewe-Markt mit dieser Technologie ausgestattet sein.
Rewes Tochtergesellschaft Penny ist in technologischer Hinsicht bereits einen Schritt weiter. Der Discounter nutzt ein automatisches System zur Erkennung von Obst und Gemüse (O+G). Mithilfe einer KI-basierten Kameralösung, die auf Computer-Vision-Technologie setzt, wird die jeweilige Sorte erkannt und den Kunden zur Auswahl vorgeschlagen. Diese Technologie kommt in den SB-Kassen von 270 Penny-Filialen zum Einsatz, die bereits über Self-Checkout-Terminals verfügen. Für das Marktpersonal ist dieses System sogar schon in allen 2.100 Märkten deutschlandweit implementiert, wie Rewe auf Nachfrage mitteilte. Ein Test in Münster zeigte jedoch, dass die Erkennung noch nicht überall einwandfrei funktioniert. Ziel ist es, den Einkauf an den SB-Kassen für die Kunden schneller und einfacher zu gestalten und gleichzeitig Eingabefehler zu minimieren.
Auch Discounter wie Aldi Süd und Netto testen die O+G-Erkennung bereits seit einiger Zeit. Zu potenziellen Rollout-Plänen äußerten sich die Händler jedoch nicht.
Zusätzlich sammeln Händler erste Erfahrungen mit einer KI-gestützten Diebstahlerkennung. Diese Technologie wird derzeit bei mehreren Anbietern getestet. Dabei erkennt die KI-Kamera, wenn Artikel nicht gescannt werden oder verdächtige Bewegungen stattfinden. In solchen Fällen weist das System entweder den Kunden auf den „Fehler“ hin oder es erfolgt eine Kontrolle durch das Marktpersonal.
„In den kommenden Jahren werden wir diese Technologie vermehrt an SB-Kassen sehen“, prognostiziert Frank Horst, Experte für Self-Checkout-Systeme beim EHI. Er schätzt, dass durch den verstärkten Einsatz von SB-Kassen bei Rewe und anderen Händlern mittlerweile rund 5.000 Läden mit dieser Technologie ausgestattet sind. Ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung ist laut Horst der akute Personalmangel in der Branche. Er sieht die Geräte jedoch nicht als Zwischenlösung auf dem Weg zu kassenlosen Märkten. Auch bediente Kassen hätten seiner Meinung nach noch eine lange Zukunft vor sich: „Bediente Kassen wird es auch in 10 bis 20 Jahren noch geben. Ich sehe eher eine parallele Entwicklung, bei der Self-Scanning-Optionen zunehmend als Checkout-Alternative angeboten werden.“ Zusätzliche Funktionen wie die O+G-Erkennung seien ein hilfreicher Service für die Kunden. „Wichtiger ist jedoch die Diebstahlerkennung, da haben aktuell alle Händler Probleme“, fügt Horst hinzu.
Edeka hat als erster Händler eine automatisierte Alterskontrolle an SB-Kassen eingeführt. Nachdem diese Technologie im Frühjahr in einem 24/7-Markt in Stuttgart erstmals genutzt wurde, hat nun ein weiterer selbstständiger Händler in Rheinland-Pfalz nachgezogen. Beim Scannen von altersbeschränkten Artikeln wie Alkohol fragt das System, ob eine automatische Alterserkennung gewünscht wird. Anschließend werden die Gesichtsmerkmale des Kunden von einer integrierten Kamera erfasst und durch KI-Algorithmen analysiert, um das Alter zu bestimmen. Ist das ermittelte Alter über einem festgelegten Schwellenwert, kann der Kaufvorgang fortgesetzt werden.