dm wagt Neustart auf dem chinesischen Online-Markt

17. Oktober 2025 - Drei Jahre nach dem Rückzug aus China startet die Drogeriemarktkette dm einen neuen Anlauf im Reich der Mitte. Das Unternehmen erweitert seine internationale Online-Präsenz und hat auf mehreren führenden chinesischen E-Commerce-Plattformen wieder eigene Shops eröffnet. Neben dem Marktplatz Tmall werden dm-Produkte künftig auch auf JD.com, Douyin und Little Red Book erhältlich sein.

Quelle: Wikimedia Commons

Bereits seit Ende August betreibt dm auf Tmall, einer der größten Handelsplattformen der Alibaba-Gruppe, einen sogenannten Flagship Store. Damit kehrt das Unternehmen nach einer mehrjährigen Pause wieder auf den chinesischen Online-Markt zurück. Gegenüber der Lebensmittel Zeitung bestätigte dm die Wiederaufnahme seiner Aktivitäten. „Unser Ziel ist es, den Zugang zu dm-Marken dauerhaft sicherzustellen und die bisherigen Erfahrungen gezielt weiterzuentwickeln“, erklärte Geschäftsführerin Kerstin Erbe, die innerhalb der Unternehmensleitung das Produktmanagement verantwortet.

Das Sortiment des neuen Online-Shops ist auf die Nachfrage chinesischer Konsumenten zugeschnitten. Im Fokus stehen dabei insbesondere Produkte, die bei chinesischen Touristen und in China lebenden Europäern beliebt sind. Aktuell umfasst das Angebot auf Tmall 49 Artikel aus den bekannten Eigenmarken Balea, Alverde und Dontodent. Auch Wettbewerber wie Rossmann und Müller sind auf Tmall aktiv; Rossmann ist dort bereits seit 2016 ununterbrochen vertreten.

Die Bedeutung des chinesischen Online-Handelsmarkts bleibt immens: Nach Daten des Marktforschungsunternehmens ECDB erzielte Tmall 2024 ein Handelsvolumen von rund 486 Milliarden Euro, das im laufenden Jahr voraussichtlich auf über 500 Milliarden Euro anwachsen wird. Zusammen mit dem Schwesterunternehmen Taobao bildet Tmall die wichtigste Anlaufstelle für Online-Shopping in China. Laut Alibaba-Group-Bericht entfallen inzwischen rund 27 Prozent des gesamten chinesischen Einzelhandelsumsatzes auf den Online-Handel.

Im Unterschied zum ersten China-Engagement zwischen 2017 und 2022 verfolgt dm diesmal eine andere Strategie: Das Unternehmen arbeitet nun mit dem erfahrenen lokalen Distributeur Hang Zhou Wider zusammen. Dieser übernimmt sämtliche operative Prozesse – vom Import der Produkte über die Logistik bis hin zum Kundenservice. Die Kooperation soll es dm ermöglichen, flexibel auf Marktveränderungen zu reagieren und über den Cross-Border-E-Commerce gezielt auf die Nachfrage chinesischer Kundinnen und Kunden einzugehen.

Erbe begründet den damaligen Rückzug aus China mit einer „strategischen Fokussierung“: „Wir wollten unsere Ressourcen auf den Ausbau des europäischen Marktnetzes und die Weiterentwicklung unseres Online-Handels konzentrieren“, erklärt sie. Die in China gewonnenen Erkenntnisse, etwa im Bereich E-Commerce und Live-Shopping, seien jedoch in andere Projekte erfolgreich eingeflossen.

In den kommenden Wochen wird das Engagement weiter ausgebaut: Spätestens im November soll ein eigener Shop auf JD.com folgen, Chinas größtem Online-Händler mit einem Umsatz von rund 128 Milliarden Euro im Jahr 2024. JD.com plant nach eigenen Angaben, innerhalb der nächsten drei Jahre etwa 1.000 europäische Marken in den chinesischen Markt einzuführen.

Darüber hinaus ist dm inzwischen auch auf den stark wachsenden Social-Commerce-Plattformen Douyin – dem chinesischen Pendant zu TikTok – sowie Little Red Book vertreten. Beide Kanäle verfügen über eine leistungsfähige Handelsinfrastruktur und werden von vielen internationalen Marken als Marketing- und Absatzplattform genutzt. Auch hier ist dm nicht der erste deutsche Anbieter: Rossmann betreibt auf JD.com bereits einen Shop seiner Eigenmarke Domol und ist ebenfalls auf Douyin präsent.

Mit dem erneuten Markteintritt in China setzt dm ein klares Signal für seine internationale Wachstumsstrategie und stärkt zugleich seine digitale Vertriebsbasis in einem der dynamischsten Online-Märkte der Welt.