In mehreren deutschen Städten testet dm derzeit Gesundheitsservices, die das Einkaufserlebnis um praxisorientierte Gesundheitschecks erweitern. In Zusammenarbeit mit medizinischen Partnern können Kunden direkt in den Filialen ihre Augen überprüfen, ihre Haut analysieren lassen oder sich Blut für Laboranalysen abnehmen lassen. Die Initiative zielt darauf ab, Filialbesuche mit Mehrwertdiensten zu kombinieren und so einen neuen Anreiz für den stationären Einkauf zu schaffen. „Dienstleistungen wie diese sind ein entscheidender Faktor, um die Attraktivität unserer Filialen zu erhalten“, erklärt Sebastian Bayer, Geschäftsführer für Marketing und Beschaffung bei dm.
Das Unternehmen verfolgt dabei einen klaren Omnichannel-Ansatz, bei dem Einkaufen und Gesundheitsvorsorge miteinander verbunden werden. „Wir verstehen es, das Einkaufen so zu gestalten, dass es ins Leben unserer Kunden passt – auch im Bereich der Gesundheitsvorsorge“, sagt Bayer.
Der demografische Wandel und die zunehmende Eigenverantwortung der Verbraucher im Bereich Gesundheit spielen eine zentrale Rolle in der Strategie von dm. Das Unternehmen möchte als unverzichtbarer Bestandteil eines „Gesunderhaltungs“-Systems wahrgenommen werden, das neben den klassischen Drogerieprodukten auch präventive Gesundheitsdienstleistungen umfasst. Im Rahmen dieser Ausrichtung werden auch die Preise für Selbstzahler bewusst wettbewerbsfähig gestaltet, um den Zugang zu Gesundheitschecks zu erleichtern. Zudem soll der technologische Fortschritt dazu beitragen, dass immer mehr Kunden die Filialen aufsuchen.
Zur weiteren Stärkung des Filialgeschäfts setzt dm auch auf eine kontinuierliche Erweiterung seines Sortiments. So wurden unter anderem das Bio-Lebensmittelangebot ausgebaut, ein Passbildservice eingeführt und die polarisierende Kosmetikmarke Sheglam gelauncht. Ein weiteres Geschäftssegment, das Bayer ins Visier genommen hat, ist die Mund- und Zahngesundheit. Er sieht Potenzial, über den Verkauf von Kräuterzahnpasta hinauszugehen und durch neue Angebote im Bereich Zahngesundheit einen weiteren Beitrag zur Gesunderhaltung der Kunden zu leisten.
Bei der Umsetzung der Gesundheitsservices gibt es noch Optimierungsbedarf, wie Bayer selbst einräumt. Derzeit wird an der verbesserten Nutzung der Kabinen gearbeitet, die für die Gesundheitschecks verwendet werden. Ein mögliches Modell ist, die Kabinen an bestimmten Wochentagen für unterschiedliche Anwendungen wie Augenscreening und Bluttests zu nutzen. Diese flexible Nutzung der Flächen soll helfen, die bestehenden Ressourcen besser auszuschöpfen, ohne die Größe der Testflächen auf mehr als die derzeit zwei Quadratmeter auszudehnen. Auch in der Kommunikation mit den Kunden sieht Bayer noch Potenzial, die Services besser zu bewerben, da die Bekanntmachung bisher eher dezent ausfiel. „Die ersten Rückmeldungen stimmen mich jedoch positiv“, so Bayer.
Trotz der positiven Resonanz auf die neuen Dienstleistungen muss sich dm auch Kritik gefallen lassen. Der Spitzenverband Fachärztinnen und Fachärzte Deutschland (Spifa) fordert eine gesetzliche Regelung für kommerzielle Anbieter von Gesundheitsdiensten. Laut Dirk Heinrich, dem Vorstandsvorsitzenden des Spifa, erfordere die Durchführung von Gesundheitsdienstleistungen die Kompetenz von Ärzten. „Daher fordern wir vom Gesetzgeber eine klare Regelung, dass kommerzielle Drittanbieter ohne medizinische Zulassung keine Gesundheitsleistungen anbieten dürfen“, erklärt Heinrich. Da dm die medizinischen Services nicht selbst durchführen kann, stellt der Drogeriemarkt lediglich die Räumlichkeiten zur Verfügung. Die Abrechnung erfolgt über die Partnerunternehmen, mit denen dm ein Provisionsmodell auf Nutzungsbasis vereinbart hat.
Der Einstieg in die Gesundheitsdienstleistungen stellt für dm eine langfristige strategische Entscheidung dar, um die Filialen nicht nur als Verkaufsstellen, sondern auch als wichtige Anlaufstellen für Prävention und Gesundheitsvorsorge zu positionieren. Ob das Konzept auf breiter Ebene Erfolg haben wird, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Die ersten Schritte sind jedoch vielversprechend und bieten die Möglichkeit, das Kundenbindungspotenzial durch zusätzliche Serviceangebote weiter auszubauen.
