Discount-Einzelhändler erkunden neue Konzepte für Kleinflächen

16. Juli 2023 - Bei der Sortimentsgestaltung setzt Penny auf Künstliche Intelligenz, während Aldi Nord bei Nonfood-Artikeln Kompromisse eingeht.

Quelle: TESCO PLC/tescoplc.com

Die Bedeutung von kleinen Verkaufsflächen nimmt für Discount-Einzelhändler in Ballungsräumen zu. Durch den Einsatz moderner Technologie können sie das Sortiment an die Bedürfnisse der lokalen Kundschaft anpassen, wobei Penny auf KI setzt.

Discounter erkennen wieder den Wert von kleinen Verkaufsflächen. Der Blick auf diese Märkte hat sich in den letzten Jahren verändert. Was einst als veraltet galt, wird nun wieder als ernsthafte Option für Standorte in Wohnortnähe betrachtet. Kundenbindung wird oft höher bewertet als die Suche nach idealen Marktgrößen. Insbesondere Netto, Norma und Penny betreiben weiterhin Hunderte von Standorten mit Flächen von bis zu 600 Quadratmetern. Laut einem Handelsmanager gibt es insgesamt etwa 1800 Discount-Standorte in dieser Größenordnung, basierend auf Marktforschungszahlen.

Je größer das Sortiment, desto schwieriger gestaltet sich die Platzierung der Artikel. Penny setzt daher moderne Software ein, um das Sortiment besser an die Bedürfnisse der jeweiligen Standorte anzupassen. Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) kann der Rewe-Discounter nun die Sortimente individuell auf die einzelnen Standorte zuschneiden. Ein intern entwickeltes Tool bietet Empfehlungen für die ideale Sortimentszusammenstellung bis hin zur einzelnen Artikelgröße. Ein spezialisiertes Team arbeitet bereits seit einiger Zeit an diesem Tool, das nun verstärkt eingesetzt werden soll.

Das Gros der Penny-Märkte wird in Kürze auf das neue Markthallen-Format umgestellt sein. Anschließend will sich der Discounter den Standorten widmen, die aufgrund ihrer Fläche und ihres Zuschnitts komplexer sind. Das KI-System wird mit Informationen zu Kaufkraft, Demographie, Wettbewerbssituation und Verkehrsanbindung gespeist. Ein Handelsmanager berichtet: "Oft zeigt sich, dass an diesen Standorten auf Artikel verzichtet werden kann, ohne dass die Kunden überhaupt einen Unterschied bemerken." Penny hat diese Erfahrung in verschiedenen Tests gemacht, bei denen der Umsatz teilweise sogar gestiegen ist, obwohl die Anzahl der Artikel reduziert wurde.

Aldi Nord hat im letzten Jahr mehrere kleine Filialen in Berlin eröffnet. Flächen von 600 Quadratmetern sollen die Expansion in stark frequentierten Lagen ergänzen. Ein Immobilienexperte erklärt: "Aldi möchte näher an seine Kunden heranrücken." Gesucht werden Standorte ohne Parkplätze, die in der Nähe öffentlicher Verkehrsmittel liegen und eine hohe Frequenz aufweisen. Ein prominentes Beispiel befindet sich am Checkpoint Charlie in Berlin. Aldi Nord bestätigt: "Für diese Standorte optimieren wir gezielt unser Filialportfolio." Bei der Standortauswahl kommt ein intern entwickeltes Softwaretool zum Einsatz.

Mit 600 Quadratmetern Verkaufsfläche ist dies meist die Untergrenze für Discount-Märkte. Trotz eines um mehr als 30 Prozent kleineren Sortiments von etwa 1700 Artikeln im Vergleich zu Penny oder Netto soll das Angebot möglichst vollständig sein. Abstriche werden lediglich bei Nonfood-Artikeln hinsichtlich der Mengen und großvolumigen Waren gemacht. Regale werden höher gebaut und die Ware wöchentlich ausgetauscht. Überschüssige Waren werden an Partnermärkte mit größeren Flächen abgegeben. In etwa einem halben Dutzend Testmärkten wird auch untersucht, wie diese Flächen effizienter bewirtschaftet werden können, da in der Regel höhere Betriebskosten anfallen.

Netto ist mit Kleinflächen seit der Übernahme von Plus bestens vertraut. Mehr als 300 Standorte mit Flächen von bis zu 600 Quadratmetern sollen noch betrieben werden. Die Sortimentsgestaltung liegt dort in den Händen des Vertriebs, der das Angebot lokal anpassen kann. In der Regel wird das Sortiment um Mehrweggetränke reduziert.