Dänen-Netto möchte Filialnetz wieder erweitern

17. Juni 2022 - Netto-CEO Ingo Panknin blickt zufrieden auf das abgelaufene Geschäftsjahr zurück: Der wurde mit einem knappen Plus auf 1,26 Mrd. Euro (brutto) gesteigert, das Ergebnis hat sich verbessert. Auf das laufende Jahr blickt er jedoch mit deutlich mehr Skepsis: „Wir haben nach zwei sehr guten Jahren ein schwieriges Jahr vor uns“. Die herrschende hohe Inflation wird sich zwar zunächst positiv auf den Umsatz auswirken, werden die Waren für die zunehmend preissensibleren Kunden jedoch zu teuer, kann sich das schnell in das Gegenteil umkehren.

Quelle: Netto/Wikimedia Commons

Panknin erklärt, dass ein verändertes Kaufverhalten bei den Kunden bereits erkennbar wird. Insbesondere beim Non-Food-Segment wird sich in Zurückhaltung geübt. Das Geld sitzt weniger locker. Netto Nord versucht dies mit entsprechenden Aktionsgeschäften zu kontern. Die Strategie ist dabei ähnlich wie bei den Wettbewerbern im Discount. Der Trend hin zur Aktion wird von den Kunden auch entschieden wahrgenommen. Aktionsmengen haben sich im Vergleich zu den gewohnten Mengen um ca. 10 Prozent erhöht. 

Für den Non-Food-Bereich ist es wichtig, die Lieferketten genau im Auge zu behalten, damit die Waren im Markt nicht fehlen oder zu schnell ausgehen. Insbesondere regionale Partnerschaften sind ein gutes Mittel gegen die aktuell herrschenden Ungewissheiten beim internationalen Güterverkehr. Netto Nord hat hier die letzten Jahre viel Energie investiert, um starke Partner auf einer guten Vertrauensbasis für sich zu gewinnen. Leider lassen sich Engpässe dennoch nicht komplett vermeiden. Insbesondere einzelne Lieferanten haben dieses Jahr Schwierigkeiten verlässlich Waren bereitzustellen.

Netto plant wieder sein Filialnetz erweitern zu wollen. Entgegen der Praxis der letzten Jahre möchte der kleinste unter den deutschen Discountern dieses Jahr drei neue Märkte eröffnen. Insgesamt würden dann zum Ende des Jahres 345 Märkte betrieben werden. Weiter geht es auch mit den Modernisierungen von Bestandsmärkten auf das Netto 3.0-Format. Mittlerweile wurden über 200 Standorte auf den aktuellen Standard umgebaut. Bisher bringen die Renovierungen gute zusätzliche Umsätze. 

Wichtig für die weitere expansive Ausrichtung ist die Möglichkeit, flexibel verschiedene Standortgrößen bespielen zu können. Insbesondere bei kleinen Verkaufsflächen tut sich Netto noch schwer. In städtischen Regionen sind Flächen im Lebensmitteleinzelhandel schwer nachgefragt und so zahlt es sich häufig für denjenigen aus, der anpassungsfähig ist. Die dänische Schwestergesellschaft von Netto hat einen Markt auf 280 m² eröffnet, woraus eventuell schon abgelesen werden kann, in welche Richtung es hierzulande gehen könnte. Panknin erklärt, dass auf besonders kleinen Flächen das Nonfood-Sortiment komplett gestrichen werden muss, da schlicht und ergreifend kein Platz dafür zur Verfügung steht. 

Bald wird Netto von Berlin aus gesteuert. Die bisherigen Zentralbereiche aus Stavenhagen und Wustermark werden nach dem Sommer in die Bundeshauptstadt verlagert. In Wustermark sollen zusätzlich die logistischen Kapazitäten erweitert werden, so dass 10 Prozent mehr Märkte beliefert werden können. Der Lagerbereich in Stavenhagen wird weiterhin fortgesetzt.