Amazon liefert für Tegut Lebensmittel aus

22. Februar 2022 - Die bisherige Kooperation des Logistik-Experten Amazon und des Lebensmitteleinzelhändlers Tegut soll weiter vertieft werden.

Quelle: Wikimedia Commons

Dafür werden im Großraum Mainz und Wiesbaden zwei neue Liefergebiete festgelegt, die dem bisherigen Abdeckungsnetz hinzugefügt werden. Amazon stellt für Tegut Lebensmittel zu. Mittlerweile läuft die Zusammenarbeit bereits in Frankfurt, Darmstadt, Gießen, Kassel, Marburg und Würzburg.

Kunden wählen zur Auslieferung ein Zwei-Stunden-Fenster aus. Amazon beliefert noch am selben Tag, wenn die Bestellung rechtzeitig aufgegeben wurde. Aktuell entfällt eine Liefergebühr ab einem Bestellwert von 50 Euro.

Es wird spekuliert, dass Amazon den Aufbau eines Lebensmittel-Marktplatzes plant. Das Projekt würde voraussichtlich nicht nur auf den deutschen Markt, sondern wahrscheinlich auf ganz Europa und die USA abzielen. In der App und dem Webshop existieren bereits Strukturen, die für die Integration weiterer Händler vorgesehen sind. Amazon würde sich damit im Lebensmittelbereich ähnlich wie im Nonfood-Sortiment platzieren. Der Marktplatz würde als Plattform dienen, auf der verschiedene Händler und Dienstleister Angebote machen können, die durch Amazon lediglich vermittelt und abgewickelt werden.

Amazon übt sich derweil in ähnlichen Kooperationen in verschiedenen Ländern. In Großbritannien besteht beispielsweise eine Zusammenarbeit mit dem Supermarkt-Betreiber Morrisons und Co-op, in Frankreich mit der Casino-Tochter Monoprix und in Seattle mit dem Drogeriemarktbetreiber Bartell’s. Manche der Kooperationen laufen bereits richtig rund, bei anderen ist noch eine Menge Abstimmungsarbeit nötig. Das Angebot des stationären Lebensmittelhändlers Whole Foods, der bereits 2017 von Amazon übernommen wurde, wird in einem eigenen Shop vertrieben, der auf Amazon.com integriert ist.

Amazon nutzt seinen enormen Ressourcen-Pool, um zu experimentieren und das Geschäft zu lernen. Die Amerikaner halten 16 Prozent von Deliveroo. Das britische Unternehmen ist eines der ersten, die mit der Auslieferung von Lebensmitteln im großen Stil Geld verdienen wollten. Mittlerweile zählen große Händler wie Carrefour, Marks & Spencer, Sainsbury’s und Delhaize zu den Partnern des Lieferdienstes. Amazon kooperiert mit Deliveroo und versucht diese Zusammenarbeit immer enger zu verdrahten.

Wenn Amazon einen großen Schritt wagt, halten alle anderen für einen Moment die Luft an. Der Einfluss des US-Unternehmens ist gewaltig. Genau deswegen wird das Vorhaben, eine eigene Lebensmittelplattform in Deutschland aufzubauen, mit Spannung erwartet. Es könnte einiges an Schwung ins deutsche Lebensmittelgeschäft bringen. Derweil passiert bei Amazons eigenem Lebensmittel-Onlineshop nicht viel. Fresh bietet sein Angebot weiterhin exklusiv in Berlin, Potsdam, Hamburg und München an. Auf eine baldige Ausweitung des Vertriebs deutet zum aktuellen Zeitpunkt nichts hin.