Aldi Nord arbeitet an Vertical Value Management

18. November 2022 – Bei Aldi Nord werden aktuell Strukturen für weitere Zukäufe geschaffen. Insbesondere die Aldi Vertical Value Management GmbH II soll ein wichtiger Zentralknoten für weitere Produktionsaktivitäten des Discounters werden. Kürzlich wurde erst der Produzent von Mineralwasser Altmühltaler Mineralbrunnen erworben, womit zum ersten Mal ein Hersteller übernommen wurde. Ziel der Bemühungen ist die Sicherstellung der Warenversorgung für die längerfristige Zukunft.

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Bei Aldi Nord werden momentan Strukturen entwickelt, die die Integration weiterer Produktionsbetriebe möglich machen soll. Dabei wird allem Anschein nach die Aldi Vertical Value Management GmbH II eine wichtige Rolle spielen. Die 100-prozentige Tochter der Aldi Einkauf SE & Co oHG ist der Käufer von Altmühltaler Mineralbrunnen. Das Bundeskartellamt prüft aktuell noch den Vorgang. Mit einem Einwand der Behörde wird momentan jedoch nicht gerechnet, da Aldi bisher noch gar nicht als Hersteller aufgetreten ist.

Aus dem Umfeld der Zentrale in Essen heißt es zwar bisher, dass Aldi keinerlei Ambitionen hätte, im größeren Stiele als Produzent aufzutreten. Gleichzeitig heißt es jedoch auch, dass sich das Unternehmen aufgrund der Lieferprobleme während der Corona-Pandemie ausgiebig mit der Strukturierung seiner eigenen Lieferketten auseinandergesetzt haben soll. Insbesondere bei der Sicherstellung der Verfügbarkeit von wichtigen Waren ist Option der Zukäufe zumindest mittlerweile denkbar. Dem war in der Vergangenheit ausdrücklich nicht so.

Der Fokus wird bei Aldi in jedem Fall weiterhin auf dem Handelsgeschäft liegen. Grundsätzlich könnte sich eine Ausschau nach potenziellen Herstellern dennoch lohnen. Dafür müssten jedoch einige Kriterien erfüllt sein, dass sich ein entsprechender Zukauf lohnen könnte. Es müsste sich auf jeden Fall um Artikel einer Warengruppe handeln, die in großen Volumina selbst von Aldi übernommen werden. Im Idealfall sogar Produkte, die über den deutschen Markt hinaus auch in einigen Auslandsmärkten platziert werden könnten. Ferner wird es nur dann sinnvoll sein, wenn die bisherigen Anbieter stark konzentriert sind. Lediglich dann lässt sich ein Zukauf zur Sicherstellung der Warenversorgung rechtfertigen.

Bei immer mehr Warengruppen stehen Aldi jedoch nur noch wenige Lieferanten zur Verfügung. Momentan besteht ein hohes Insolvenz-Risiko in der Branche. In der Produktgruppe der Waschmittel sind mit Thurn und Sopronem etwa gleich zwei Produzenten komplett vom Markt verschwunden. Auch bei Brot soll Aldi nach der Insolvenz von Stöhr lediglich einen letzten Lieferanten haben. Ähnlich war es auch bei Mineralwasser, was letztlich zum Kauf von Altmühltaler Mineralbrunnen geführt hat. Es war nicht mehr sicherzustellen, dass Mineralwasser in den benötigten Mengen geliefert werden kann, und wenn, dann nicht mehr zu konkurrenzfähigen Preisen.

Bei der Konkurrenz ist die Praxis der Hersteller-Akquise bereits weiter fortgefahren. Lidl hat sich mittlerweile bei einer Reihe von Produkten die Versorgung durch eine eigene Herstellung gesichert. Solange der Herstellungsprozess auch verhältnismäßig einfach abläuft, kann das Geschäft sogar lukrativ sein. Die Übernahme von Herstellern bedeutet häufig auch Probleme für die konkurrierenden Händler, da auch ihnen damit ein Lieferant wegfällt. Insofern kann damit gerechnet werden, dass sich sämtliche Händler über die nächsten Jahre immer mehr Gedanken zu dem Thema machen werden.