Vorschlag für die Paketsteuer

06.08.2021 - Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.

Quelle: StellrWeb/unsplash.com

Dirk Roßmann machte bereits des Öfteren mit kontroversen Ideen auf sich aufmerksam. Nun folgt sein Sohnemann mit ähnlichen Attitüden. Der Junior-Chef wedelte mit einer Forderung nach einer Paketsteuer für Onlinehändler ordentlich Staub auf: "Wir brauchen Hürden für den Onlinehandel, insbesondere für die ganz großen Player wie Amazon, wenn wir das Gut Innenstädte schützen wollen", äußerte sich Roßmann gegenüber dem Handelsblatt.

Roßmann spezifiziert seine Idee gegenüber der LZ, indem er darauf hinwies, dass diemarktbeherrschende Stellung von Akteuren wie Amazon immer umfassender und immer mehr zu einer Gefahr für die soziale Marktwirtschaft werden würde. Kartell- und wettbewerbsrechtliche Verfahren gegen Online-Plattformen würden immer wieder erfolglos bleiben und deswegen müsse eben über andere Maßnahmen nachgedacht werden: "Wer sich um die Zukunft der Innenstädte und damit unserer Gesellschaft Gedanken macht, wird auf diese Marktkonzentration eine Antwort geben müssen".

Die Äußerungen provozierten zahllose Reaktionen und Kommentare von verschiedenen Marktakteuren und politischen Parteien. Vor allem die von Roßmann angedachte Paketsteuer polarisierte. Im Endeffekt ist die Antwort der Diskursraums jedoch schnell zusammengefasst. Die üblichen Verdächtigen lobten den Einfall zusätzlicher Besteuerung und Regulierung, während die Gegenseite vor den Gefahren übermäßiger Steuern und Regulationen warnt.

Schade ist jedoch, dass die Debatte am eigentlichen Thema vorbeigeht. Das Problem ist nicht, dass der Online-Handel zu attraktiv wäre, sondern, dass der stationäre Einzelhandel so unattraktiv gemacht wurde. In Innenstädten müssen Menschen seit den letzten eineinhalb Jahren entweder komplett auf ihren Einkauf verzichten, weil wegen Lockdown-Maßnahmen Läden komplett geschlossen bleiben müssen, oder sie müssen Masken tragen, Termine ausmachen und zu Testzentren rennen oder ihre digitalen Papiere in Form einer App, die über den Impfstatus informiert, vorzeigen. Zusätzlich dazu wurden in den letzten Jahren die deutschen Innenstädte für Autofahrer immer unattraktiver gestaltet. Das fängt bei suboptimal geschalteten Ampelsystemen an und geht über zu geringe Parkplatzanzahlen hin zu unnachvollziehbar teuren Parkgebühren und anderen Mahngebühren für teilweise irrwitzige und intransparente Regelverstoße. Man schafft keine Werte indem man Konkurrenten unattraktiver macht, sondern indem das eigene Produkt akktraktiver gestaltet wird.