Supermärkte könnten bei E-Mobilität helfen

19.06.2019 - Das Mitarbeiterparkhaus an der Metro-Zentrale in Düsseldorf hat eine elektronische Aufrüstung bekommen.

Das Mitarbeiterparkhaus an der Metro-Zentrale in Düsseldorf hat eine elektronische Aufrüstung bekommen. Rund 400.000 Euro hat sich der Großhändler 62 zusätzliche Elektroladesäulen kosten lassen,an denen sowohl Mitarbeiter wie auch Kunden kostenlos ihre Elektroautos laden können. Acht der Ladeboxen wurden durch Tesla im Rahmen einer Kooperation zur Verfügung gestellt. Die Förderung der Elektromobilität ist Teil der Strategie des Metro-Konzerns bis 2023 die CO2-Emissionen pro Quadratmeter Verkaufs- und Belieferungsfläche zu halbieren. Mittlerweile werden 350 Ladepunkte in 13 Ländern betrieben.

Metro ist nicht der einzige Händler der beim Ausbau der Ladestationen mitmacht.Mittlerweilewerdenetwa2000derinsgesamt16.000LadepunkteinDeutschland durch den Handel bereitgestellt. Einer Umfrage des Handelsforschungsinstituts EHI zufolge wird bereits bei 54 Prozent der befragten Händler mindestens eine Ladestation angeboten, weitere 19 Prozent planen die Errichtung von Ladesäulen. Das Interesse an der Schaffung neuer Ladestationen antizipiert bereits eine im kommenden Jahr in Kraft tretende Regelung. Ab März 2020 muss an Neubauten und größeren Renovierungen an Nichtwohngebäuden mit mehr als zehn Stellplätzen mindestens ein Ladepunkt für Elektrofahrzeuge zur Verfügung gestellt werden.

Aldi Süd war der Vorreiter dieses neuen Trends. Bereits 2015 hatte der Discounter damit begonnen seine Märkte mit Ladesäulen zu versehen. Bisher gibt es rund 80 solcher Stationen, besonders an Standorten in Ballungszentren. Der Strom kommt aus den eigenen Photovoltaik-Anlagen und das Aufladen wird für Kunden kostenlos zur Verfügung gestellt. Nun hat der Hauptkonkurrent Lidl angekündet das eigene Netz von bisher lediglich 30 Stationen auf rund 400 Ladepunkte zu erweitern. Das beinhaltet auch einen Lademöglichkeit an jeder neuen Filiale. Bei Lidl kostet der Strom den Kunden ebenfalls nichts. Die Händler scheinen in einen Wettbewerb um den besten Service für Kunden mit E-Autos zu treten. Ein netter Nebeneffekt dürfte dabei die Aufhübschung des eigenen grünen Images sein.

Auch IKEA hat einen entsprechenden Ausbau vorangetrieben. An allen 53 Möbelhäusern sind Stromtankstellen aufgebaut. Insgesamt werden so 113 Ladesäulen zur Verfügung gestellt. Nach eigenen Angaben waren dazu Investitionen in Höhe von rund 6 Mio. Euro notwendig. Die Händler tragen damit bei das größte Problem bei der Verbreitung von Elektromobilität in Deutschland zu beheben: das zu dünne Netz an Lademöglichkeiten. Deutschland hinkt hier im internationalen Vergleich hinterher. Zulande kommen auf 100.000 Einwohner 31 Ladestationen. Zum Vergleich: In der Schweiz gibt es 237 und in Norwegen 215 Stationen pro 100.000 Einwohner. Da die Investitionen hoch sind, tun sich Händler häufig mit Energieversorgern zusammen. Für eine gewöhnliche 22 Kilowatt Anlage wird ein fünfstelliger Betrag nötig. Eine Schnell-Ladesäule mit 55 KW kann rund 50.000 Euro kosten.

Der Bund hatte in Anbetracht der Hohen Investitionskosten bereits vor zwei Jahren ein Förderprogramm aufgelegt, das die Errichtung von Ladesäulen finanziell unterstützt. Der Handel könnte mit seinen zentralen Standorten und bundesweit rund 1,9 Millionen Stellplätzen eine zentrale Rolle im Ausbau übernehmen. Doch gibt es, zumindest aus Sicht des Handels, ein nicht unwesentliches Problem: Die Fördermaßnahme unterstützt nur Ladesäulen, die rund um die Uhr erreichbar sind. Kundenparkplätze werden jedoch außerhalb der Öffnungszeiten geschlossen um blockierende Dauerparker zu verhindern. Jan-Oliver Heidrich, Vorsitzender des Energieausschussesim Handelsverband HDEundGeschäftsführer der EnegieHandels-Gesellschaft (EHA) sagt dazu: "Wenn die Politik will, dass der Handel mehr Ladepunkte anbietet, muss sie da den Unternehmen entgegenkommen."