Netto sucht seinen Platz

06.09.2019 - Der, durch die beiden größten deutschen Discounter ausgelöste, Preiskampf zieht auch Netto in Mitleidenschaft.

Der Edeka-Discounter unternahm jedoch in jüngster Vergangenheit viel um seine eigene Position zu festigen, indem mehr Eigenmarken eingeführt wurden, sowie das Obst- und Gemüseangebot erweitert wurde. Darüber hinaus bietet das aktuell etwa 5.000 Artikel umfassende Sortiment auch einige Exklusivprodukte an, was Netto resistenter gegen die momentanen Rabattschlachten macht.

Netto ist vom Jahresumsatz der drittgrößte Discounter Deutschlands, bietet jedoch bei weitem die größte Auswahl. Damit wird der Preisvergleich mit der Konkurrenz von Aldi und Lidl immer schwieriger, und so können einige Teile des Sortiments vom intensiven Preisdruck geschützt werden. Das bringt jedoch sowohl Vor- wie auch Nachteile mit sich. Zum Beispiel werden mit dieser Strategie die Roherträge verbessert, was erst einmal einen positiven Befund darstellt. Jedoch ist es gleichzeitig so, dass das große Sortiment einen besonderen Anspruch an das Management von Komplexität fordert, was in der Regel zu höheren Kosten führen wird. Entsprechend ist es nicht komplett abwegig, dass die Erträge geringer ausfallen als geplant. Während 2018 der Jahresüberschuss auf 245 Mio. Euro gesteigert werden konnte, bewegt er sich zum ersten Halbjahr 2019 bei einem hohen einstelligen Millionenbetrag, damit jedoch unterhalb der internen Prognosen. Es besteht jedoch kein Grund zu Alarmismus, schließlich schreibt der Discounter weiterhin tiefschwarze Zahlen. Es muss sich erst noch zeigen, inwiefern die neue Strategie noch optimiert werden kann.

Ähnlich durchwachsen kann man auch der Entwicklung der Umsatzzahlen entgegen blicken. Im ersten Halbjahr konnte hier kaum ein Wachstum registriert werden, was momentan jedoch dem Durchschnitt der Branche entspricht. Während Flächenbereinigt sogar wahrscheinlich ein kleines Minus zu vernehmen ist, stieg der Umsatz laut Marktforschern nominal um 1,1 Prozent. Laut Informationen der LZ sollen interne Zahlen sogar eine etwas bessere Entwicklung ausweisen. Netto expandiert momentan ordentlich und auch stärker als die Konkurrenz. Allein in diesem Jahr sind rund 120 Neueröffnungen vorhergesehen. Nachdem Edeka Südwest den regionalen Discounter Treff 3000 übernahm, landeten allein 78 neue Filialen bei Netto. Entgegen dem Edeka Südwest-Management sieht man bei Netto für die Standorte potential und hat sie gerne übernommen.

Die unternehmensinternen Übernahmen steigern zwar den Umsatz, jedoch nicht unbedingt die Produktivität. Viele der Märkte müssen einer Modernisierung unterzogen werden und können noch nicht ihr gesamtes Potential abrufen. Der Umsatz pro Filiale kann zwar minimal verbessert werden, der Nettoumsatz pro Quadratmeter ist jedoch leicht auf 4.054 Euro zurückgegangen. Die Einführung von Backstationen und die Erweiterungen im Obst- und Gemüsesortiment sind Teil eines Netto-Fünfjahresplans, der bis zum Jahr 2022 die Modernisierung des aktuell 4.265 Standorte umfassenden Filialnetzes vorsieht. Dafür ist ein zusätzliches Budget von rund einer halben Milliarde Euro vorgesehen. Die Investitionen für das laufende Jahr summieren sich auf insgesamt 250 Mio. Euro auf.