Der Versuch, das bestehende System durch eine SAP-basierte Lösung zu ersetzen, scheiterte 2018 nach zwei Jahren und einem Investitionsaufwand von 500 Millionen Euro. Das Projekt wurde abgebrochen, da die Individualisierungsanforderungen von Lidl nicht mit dem standardisierten SAP-System vereinbar waren. Vier Länder, die bereits auf das neue System umgestellt waren, mussten zurück zur alten Lösung wechseln, einschließlich Lidl USA.
Nun setzt Lidl auf eine cloudbasierte Individuallösung, die speziell auf die zukünftigen Anforderungen des Unternehmens zugeschnitten ist. Dieses neue System soll eine bessere Integration der Filialen mit dem Online-Geschäft ermöglichen und Drittsysteme wie digitale Preisschilder und die Lidl Plus App einbinden. Erste Module des Systems sind bereits im Einsatz.
Die Entwicklung des neuen Systems erfolgt in enger Zusammenarbeit mit der Schwestergesellschaft Digits und dem norddeutschen Tech-Unternehmen Freiheit. Freiheit ist in der Branche kein Unbekannter, da sie bereits das cloudbasierte System Nemo für Edeka und eine E-Commerce-Plattform für Metro entwickelt haben. Für das Lidl-Projekt arbeiten bei Freiheit mehrere hundert Experten. Auch intern verstärkt Lidl sein IT-Team: Derzeit arbeiten 70 Spezialisten in Neckarsulm, Thessaloniki und Bukarest an der Software, weitere Entwickler werden gesucht.
Die Modernisierung des Warenwirtschaftssystems basiert auf der Strategie zur digitalen Souveränität der Schwarz-Gruppe. Das Ziel ist es, das neue System innerhalb von zwei Jahren vollständig zu implementieren, während das alte System bis 2030 schrittweise abgebaut werden soll.